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Welche VR Brille ist für den industriellen Einsatz am besten geeignet?

Was sind die Vor- und Nachteile der einzelnen Headsets? Worauf muss man in einem industriellen Umfeld achten? Aktuell haben wir drei unterschiedliche VR Headsets beim Kunden vor Ort im Einsatz. Diese werden wir uns hier im Detail ansehen.

  1. Oculus Quest 2

Oculus Quest 2

Hätten wir vor einigen Wochen diesen Blog Eintrag geschrieben, wäre unsere Empfehlung ganz klar Richtung Quest 2 für den industriellen Einsatz gegangen. Leider entschied Facebook, dass die Benützung einer Quest 2 ein Facebook Konto mit einer Online Verbindung für den Betrieb voraussetzt. Warum das für einige Firmen ein Problem darstellen kann erfahren Sie nach den technischen Details zur Brille.

Einleitung

Die Oculus Quest 2 ist wie ihre Vorgängerin eine autarke VR-Brille von Facebook: einschalten, aufsetzen, App starten ==> schneller kann man zur Zeit nicht in eine VR Welt eintauchen.

Sechs Freiheitsgrade oder “6DoF VR Brillen”, wie die Quest 2, können die Bewegung auf der x, y und z-Achse erfassen: vorwärts/ rückwärts, oben/ unten, links/ rechts. So können sich Nutzer frei im Raum bewegen, um Objekte herumblicken, unter Vorsprünge kriechen, usw.

Sie bieten somit viel umfassendere Interaktionsmöglichkeiten als VR-Brillen wie der Samsung Gear oder Oculus Go mit nur drei Freiheitsgraden (3DoF). Bei diesen Modellen wird ausschließlich die Rotationsbewegung auf der x, y und z-Achse erfasst (z.B. 360° Videos mit fixem Standpunkt).

Das in die VR-Brille integrierte Raumtracking ist präzise, allerdings kann es in sehr hellen oder sehr dunklen Umgebungen zu Aussetzern der Bewegungsübertragung kommen. Gesteuert wird die Oculus Quest 2 mit den Touch-Controllern, die gut in der Hand liegen und eine intuitive Bedienung ermöglichen.

Alternativ können Menüs und ausgewählte Apps, dank Handtracking, aber auch direkt mit Hand- und Fingergesten gesteuert werden. Dies erleichtert die Handhabung für Anfänger in z.B. Virtuellen Montage Trainings.

Was sind die Besonderheiten?

Die Oculus Quest 2 kann ohne Anschluss an einen Computer betrieben werden und ist somit sehr flexibel in Ihrem Einsatzgebiet. Sämtliche Hardware wie CPU und GPU ist in Ihrem Gehäuse verbaut und sorgt dafür, dass die Anwendungen performant laufen. Sie bietet mit 1.832 × 1.920 Pixeln hohe Auflösung, was sich im scharfen Bild mit deutlich verringertem Fliegengittereffekt bemerkbar macht.

Manche VR Anwendungen für die Industrie setzen eine höhere Rechenleistung voraus. Hier kann die Quest 2 mit einem Oculus Link Kabel mit dem PC verbunden werden. Das macht sie zu einer vollwertigen PC-VR-Brille mit entsprechend hochwertigerer Grafik. Des Weitern ist die Oculus Quest 2 mit dem Feature “Air Link” ausgestattet. Diese Technologie ermöglicht es, die Daten von einem PC kabellos zum VR Headset zu streamen.

Der größte Minuspunkt: Oculus Quest ist mit 571 Gramm eher schwer und bietet für lange Sessions wenig Tragekomfort. Polsterungen oder zusätzliche Haltebänder von Drittanbietern sorgen für mehr Komfort. Der Akku hält etwa drei Stunden und ist nach rund zwei Stunden Ladezeit wieder vollständig geladen.

Die Oculus Quest kostet je nach gewünschter Speichergröße zwischen 450 Euro und 550 Euro.

Zum Eingangs erwähnten Problem mit der Bindung an Facebook: Seit kurzer Zeit ist es nicht mehr ausreichend, einen Oculus Account für den Betrieb der Quest2 zu betreiben. Oculus wurde vor geraumer Zeit von Facebook aufgekauft und schrittweise ins Facebook Universum integriert. Dadurch kam es dazu, dass der Oculus Account und der Facebook Account zusammengelegt wurde. Eine Anmeldung war ab jetzt nur noch über Facebook möglich. Im privaten Bereich ist dieses Problem eher zu vernachlässigen. Im Industriellen Bereich kann dies jedoch zu Problemen führen, da die Unternehmen einen Facebook Account besitzen müssen. Bei großen Unternehmen kann so eine Bereitstellung eines Accounts eine gewisse organisatorische Herausforderung sein ;-)

Vor- und Nachteile:

+ sehr gute Auflösung
+ IPD-Regler
+ sehr gutes Inside-Out-Tracking
+ kabelloses VR
+ optionales Link-Kabel für PC-VR-Streaming
+ Airlink
+ Handtracking
+ sehr guter Preis
+ Bildrate auf bis zu 120Hz einstellbar (wenn die jeweilige Anwendung das unterstützt)

schlechte Schwarzwerte
keine Einstellung des Linsenabstands zu den Augen
Facebook-Account erforderlich

Oculus Quest 2 ist für mein Vorhaben geeignet, wenn …

  • ich die derzeit beste Standalone-VR-Brille mit scharfem Bild möchte,

  • völlig freie VR mit ausgezeichnetem Inside-Out-Tracking haben will,

  • mir Flexibilität bei VR besonders wichtig ist,

  • mich Handtracking interessiert,

  • mit Air Link oder einem optionalen Kabel PC-VR-Apps nutzen möchte,

auf ein sehr gutes Preis-Leistung-Verhältnis Wert lege,

Oculus Quest 2 ist für mein Vorhaben weniger geeignet, wenn …

  • mir Inside-Out-Tracking nicht präzise genug ist,

  • mich schlechte Schwarzwerte stören,

  • mich die kurze Batterielaufzeit von rund 2 Stunden nervt,

  • ich Zusatzkosten für besseren Tragekomfort und längere Laufzeit scheue und wenn

  • ich Facebooks Datensammelei nicht unterstützen will.

2. HP Reverb G2

HP Reverb G2

In Zusammenarbeit mit Valve und Microsoft entstand diese Weiterentwicklung der HP Reverb. Die grundlegenden Spezifikationen bleiben allerdings gleich: Die Auflösung beträgt kristallklare 2.160 × 2.160 Pixel und liefert damit das beste Bild, das ohne sonstige Qualitätseinbußen für VR zu bekommen ist. Mit 114 Grad ist das Sichtfeld zudem ein kleines bisschen größer als bei der Quest 2.

Neu ist das LCD-Panel, das eine bessere Helligkeit mitbringen soll und keinen Grauschleier mehr aufweist. Zusätzlich lässt sich jetzt der Augenabstand mittels mechanischem Regler zwischen 60 und 68 mm einstellen.

Das suboptimale Tracking der HP Reverb ist mit den beiden neuen, zusätzlichen seitlichen Trackingkameras der Reverb G2 besser geworden. Das liegt aber weniger an der Genauigkeit, sondern mehr am größeren Tracking-Volumen. Das Tracking erreicht nicht die Genauigkeit des Oculus Quest.

Der Preis liegt mit 699 Euro in einem vertretbaren Rahmen, ist aber doppelt so teuer wie eine Oculus Quest 2 mit Link-Kabel, die ebenfalls für Simulationsanwendungen und Trainings geeignet ist. Nichtsdestotrotz könnte das noch mal deutlich bessere Bild mit den verbesserten Komfort- und Soundoptionen ein gutes Argument für die HP Reverb G2 sein.

Vor- und Nachteile

+ aktuell schärfstes und bestes Display
+ kein wahrnehmbarer Fliegengittereffekt
+ gute Bildrate
+ ordentlicher Schwarzwert
+ IPD-Regler
+ sehr guter Sound
+ guter Gesamtkomfort

+/- starke Grafikkarte nötig
+/- vertretbarer Preis

 suboptimales Controller-Tracking

HP Reverb G2 ist für mein Vorhaben geeignet, wenn …

  • ich VR in hoher Auflösung möchte

  • ich eine komfortable VR-Brille suche,

  • Simulationen mit hoher visuellen Klarheit brauche

HP Reverb G2 ist für mein Vorhaben geeignet, wenn …

  • ich gern tracking-intensive VR-Anwendungen ausführe

  • mir eine flexible und möglichst autarke VR-Brille wichtig ist und

  • mir 700 Euro zu viel sind.




3. Varjo Aero

Varjo Aero VR Headset

Die Varjo Aero ist Varjos erste VR-Brille, die den Consumer Markt bedienen soll. Die neue PC-VR-Brille richtet sich an VR-Enthusiasten und Pioniere der Industrie, die am Gebiet der VR Schulung absolutes Neuland betreten wollen.

Varjo setzt nicht mehr auf die bislang übliche Doppeldisplay-Technik. Stattdessen werden Mini-LEDs in der Varjo Aero verwendet. Diese Weiterentwicklung der LCD-Technologie profitiert angeblich von besseren Schwarzwerten und einem höheren Kontrast.

Die Varjo Aero bietet eine Auflösung von 2.880 × 2.720 Bildpunkten pro Auge. Damit liegt sie deutlich über der HP Reverb G2. Maßgefertigte asphärische Linsen sollen komplette Bildschärfe bis zu den Rändern des Sichtfelds möglich machen. Lichtreflexionen und sogenannte God Rays sollen dadurch minimiert werden.

Eye-Tracking ist ebenfalls Bestandteil der Varjo Aero und soll Foveated Rendering möglich machen, was sich auf Bildqualität und Rechenlast der Grafikkarte auswirken soll. Das Tracking übernehmen weiterhin externe SteamVR-Basisstationen, die ebenso wie kompatible Controller (etwa Index-Controller) zusätzlich erworben werden müssen.

Vor- und Nachteile

+ derzeit schärfstes Bild aller VR-Brillen
+ gutes Sichtfeld
+ integriertes Eye-Tracking
+ automatische IPD-Einstellung
+ SteamVR-Tracking
+ sehr gute Verarbeitung

+/- sehr hardwarehungrig

 Farbverfälschungen und optische Verzerrungen an den Sichtfeldrändern
 schlechte Schwarzwerte
 Kopfhörer nötig, keine Lautsprecher vorhanden
 teuer

Die Varjo Aero ist für mein Vorhaben geeignet, wenn …

  • ich hauptsächlich dedizierte Simulationen bzw Trainings betreibe,

  • dabei die beste Bildschärfe haben möchte und

  • Geld eine untergeordnete Rolle spielt.

Die Varjo Aero ist für mein Vorhaben nicht geeignet, wenn …

  • mir die Bildschärfe wichtiger ist als ein allgemein sauberes Bild

  • keine 2000 Euro investieren will

Fazit:

Wäre nicht der Facebook Zwang als Showstopper bei der Quest 2, würden wir diese ohne zu zögern empfehlen. In der Vergangenheit hat sich jedoch gezeigt, dass der Onlinezwang für viele Unternehmen ein Problem darstellen kann. Aus diesem Grund setzen wir bei unseren zukünftigen VR Trainings auf die HP Reverb G2. Diese Brille bietet ein ausgezeichnetes Preisleistungsverhältnis und eine hohe visuelle Klarheit. Das “schwache” Kontroller Tracking fällt bei eher langsamen VR Anwendungen im Schulungsbereich nicht ins Gewicht und kann somit im industriellen Einsatz vernachlässigt werden. Die Datenübertragung fällt nach einem Kabelupdate seitens HP stabil und zuverlässig aus.

Klicken Sie auf “Mehr erfahren” um einige unserer umgesetzten VR Anwendungen für die Industrie zu sehen…